Kamen . Die Detonation war gewaltig. Eine riesige Gitterbox schleuderte durch die Luft und begrub einen Mitarbeiter der Tischlerei Dettmann unter sich. Feuer fraß sich ungebremst durch das Holz im Inneren und schloss andere Menschen ein. Es ging um Leben und Tod, als der Feueralarm alle drei Jugendfeuerwehren aus der Mittagsruhe am Samstag riss.

Zum Glück war der Rauch, der aus der Tischlerei kam, nur ein Produkt der Nebelmaschine. Und die vor Blut triefenden Verletzungen an Armen und Beinen der Verletzten waren sorgsam aufgebrachte Schminkprodukte. Trotzdem beobachteten die Einsatzleiter Patrick Hasler und Robin Blasey ganz genau, wie die 45 Jugendlichen mit vier Löschgruppenfahrzeugen und einer Drehleiter die gefährliche Lage meisterten. Schließlich lernen die Nachwuchsretter im Alter von zehn bis 17 Jahren, was in solchen Situationen zu tun ist.

Wie Philipp (12) und Mark (10). Die beiden haben sich bei der Jugendfeuerwehr in Methler zwar auf den „Außenangriff“ gegen das Feuer spezialisiert und machen das auch am liebsten. Heute aber mussten sie ein Menschenleben retten. „Das war gar nicht so einfach“, erzählt Mark. Allein der Dummy, den sie unter einer Gitterbox bergen mussten, wog schon 60 Kilogramm. Zusammen schafften sie es. Und müssen anschließend erstmal in ihrer Feuerwehruniform mit Schweiß auf der Stirn neben dem geretteten Dummy verschnaufen.

Dabei ist das Retten von Menschenleben genau das, was beide wollten, als sie in die Jugendfeuerwehr eintraten. Philipp hat sich vor zwei Jahren für die Feuerwehr entscheiden. „Weil ich von Freunden davon gehört habe“, erzählt er. Die Entscheidung war goldrichtig: „Hier macht einfach alles Spaß“, betont er. Mark ist erst im Januar in die Feuerwehr eingetreten. „Mein Vater ist auch Feuerwehrmann“, erzählt er. Ein weiterer Grund für ihn ist die Tatsache, „dass ziemlich viele von meinen Freunden auch in der Feuerwehr sind.“
Menschenrettung,
Erstversorgung,
Brandbekämpfung

Ein weiterer Mensch, hinter dem sich ein erwachsener Feuerwehrmann verbirgt, ist inzwischen mit schweren Verletzungen aus den Flammen gerettet. Schläuche schießen Unmengen Wasser in und auf das Tischlereigebäude. Carina (15) klettert gerade zum ersten Mal in ihrem Leben auf die Drehleiter. Sie soll mit einer erwachsenen Begleiterin einen vom Rauch ohnmächtigen Mann aus der oberen Etage retten. „Erst hatte ich ganz schön weiche Knie, weil ich eigentlich Höhenangst habe“, schildert sie. „Als ich einmal oben war, war es aber gar nicht mehr so schlimm“, beschreibt sie stolz.

Carina ist schon seit vier Jahren bei der Jugendfeuerwehr. „Weil man hier viel Nützliches lernt – Menschenrettung, Erstversorgung, Brandbekämpfung“, betont sie. Schon ihr Bruder war bei der Jugendfeuerwehr – und das hat ihr imponiert. Jetzt beeindruckt sie ihre Freundinnen. Und auch mit den Jungs klappt es bei der Jugendfeuerwehr „ganz gut – wir sind alle gut befreundet“. Das Engagement bei der Jugendfeuerwehr in Südkamen macht ihr „richtig Spaß“ – neben Indiaca-Spielen und Schwimmen.

Quelle: www.derWesten.de

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